Wie selten ein Tal kann man das Stubai von seinem Eingang aus bis zum Ende auf den höchsten Spitzen seines Hauptkammes überlicken. Die fünf Dörfer des Tales erscheinen um ihre Kirchtürme gelagert. Den Abschluß des Tales bildet der vergletscherte Hauptkamm der Stubaier Alpen mit seiner höchsten Erhebung, dem Zuckerhütl.
Aus Orts- und Flurnamen sowie Bodenfunden ergeben sich die ältesten Hinweise zur Besiedlungsgeschichte lange vor schriftlichen Zeugnissen. Prähistorische Keramik- und Bronzegegenstände fand man an den Hängen beidseits der Ruetz im vordersten Talbereich. Sie werden in die frühe Bronzezeit (ca. 1800 bis 1300 v. Chr.) und in die daran anschließende Urnenfelderzeit (bis 1000 v. Chr.) datiert. Der Muiggnbichl bei Telfes und der Zauberbichl bei Schönberg waren demnach bereits von den Rätern besiedelt, die in der La-Tène-Zeit (450 bis 250 v. Chr.) von zuwandernden Kelten überlagert wurden. Der Stamm der Breonen, vom römischen Dichter Horaz benannt, wurde 15 v. Chr. von den vorrückenden römischen Legionen besiegt. Den Soldaten folgten römische Siedler, worauf zahlreiche romanische/lateinische Orts- und Flurnamen bis hinauf zur Almregion hindeuten: z. B. Gleins (collina/collis „Hügel“), Tschaffinis (ad cavinas „Wiese bei den Höhlen“), Tschafalles (ad cavalles „Rossweide“), Pfurtschell (forcella/furca, „Einsattelung“), Kampl (campiglia/campus „Feld“), Falbeson (val busana „Sacktal“), Ranalt (rovina alta „hohe Mure“), Schangelair (camp angulairu „eckiges Feld“), Kartnall (cortinale) „Hof“ bzw. „eingefriedetes Stück Land“, Fagschlung (fossa longa „langer Graben“).
Ende des 6. Jahrhunderts n. Chr. begann die Landnahme durch die Bajuwaren und damit, vor allem im vorderen Stubaital, die Überlagerung mit der deutschen Sprache. Hermann Ignaz Bidermann berichtet 1877 darüber, dass sich, einer Sage nach, die deutschsprachige Bevölkerung noch im Hochmittelalter nicht mit den romanischen Stubaiern im hinteren Talbereich verständigen konnte.
Der Name des Tals taucht unter der Bezeichnung „inter Alpes ad Stupeia“ („innerhalb des Gebirges im Stubaital“) um 993/94–1005 erstmals in einer Traditionsnotiz des Hochstifts Freising auf. Spätere urkundlich bezeugte Bezeichnungen sind Stubei, Stubaie oder Stubay.
Der erste Kirchenbau entstand vermutlich schon in frühchristlicher Zeit in Telfes, das über Jahrhunderte das kirchliche Zentrum des Tales bildete. Gottesdienste in Mieders und Fulpmes sind bereits 1389 beurkundet. 1515 ließ Kaiser Maximilian, der häufig im hinteren Tal auf der Jagd war, in Neustift eine Kapelle errichten. Die heute jeweils in Dorfmitte stehenden Kirchenbauten gehen auf den Telfer Pfarrer und Kirchenbaumeister Franz de Paula Penz zurück und entstanden um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
Ein eigenes Gericht Stubai unter der Herrschaft der Grafen von Tirol wird erstmals 1326 urkundlich erwähnt. Der Sitz des Gerichtes und damit das politische und Verwaltungszentrum des Tales befand sich zunächst ebenfalls in Telfes und wanderte um 1690 nach Mieders, wo es – mit Unterbrechungen – bis 1923 bestand. Die politische Verwaltung liegt seit 1869 bei der Bezirkshauptmannschaft Innsbruck.
Die Lage Schönbergs am Zugang zum Brennerpass, über den die Römer eine erste Straße bauten, verschaffte diesem Ort schon früh erhebliche Bedeutung. Römische Soldaten zogen hier nach Norden, danach germanische Stämme nach Süden, Kaiser und Päpste
nutzten diesen zentralen Alpenübergang. Dadurch wurde er zu einem wichtigen Handelsweg, von dem die Anrainer profitierten.
Im übrigen Tal dominierte wie vielerorts eine agrarische Struktur zur Grundversorgung der Bewohner und Abgabenleistung an kirchliche und adelige Grundbesitzer. Mit einer Ausnahme: Erste Berichte aus dem 14. Jahrhundert weisen auf das Schmiedehandwerk in Fulpmes hin. Nicht gesichert ist, ob der – mäßig erfolgreiche – Stubaier Bergbau das Metallhandwerk zur Folge hatte. Eher war es umgekehrt. Man produzierte vor allem Werkzeuge, aber etwa auch Turmuhren und später Bergsport-Ausrüstung. Die Produkte wurden erst mittels Buckelkraxe vertrieben, ab dem 17. Jahrhundert auf Fuhrwerken. 1904 übernahm die Stubaitalbahn deren Transport.
Als Vorläufer des Tourismus, des heute wichtigsten Wirtschaftszweigs, können die Jagdausflüge von Kaiser Maximilian im 16., die Wallfahrten nach Maria Waldrast ab dem 17. und die Sommerfrischler in Schönberg und Mieders im 18./19. Jahrhundert gesehen werden. Auch die „Bauernbadln“ in Mieders, Medraz und Bärenbad zogen schon früh Besucher an. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Bergtourismus, der bis heute andauert. Der Österreichische Alpenverein bildete Einheimische zu Trägern und Bergführern aus und errichtete Hütten (als erste 1875 die Dresdner Hütte) und Wege. Pfarrer Franz Senn, Mitgründer des Deutschen Alpenvereins, verbrachte seine letzten Lebensjahre in Neustift und ist am Ortsfriedhof begraben.
Jede Verbesserung der Verkehrserschließung (Brennerstraße, Brennerbahn, Stubaitalbahn, Talstraße und Linienbus, Brennerautobahn) brachte mehr Besucher ins Tal. Das touristische Geschehen verlagerte sich von den Bergen ins Tal, wo Gaststätten und Herbergen entstanden. Tiefe Zäsuren verursachten die beiden Weltkriege, seit 1945 ist ein anhaltender Aufschwung zu verzeichnen. Der Schitourismus wurde erst mit dem Liftbau von Fulpmes nach Froneben 1960 zu einem spürbaren Faktor. Nach Errichtung der Stubaier Gletscherbahn 1973 begannen die Umsätze im Winterhalbjahr den Sommer zu überholen.
(Quelle Wikipedia)
Karlheinz Töchterle
Tyrolia-Verl. 1991
ISBN 3-7022-1660-X
Peter Lanthaler
STUDIA Verlag 2019
ISBN 978-3-903030-79-4
August Stern und Fritz Knoflach
Gemeinde Neustift
Druckereibetrieb H. Egger 1991
Heinrich und Walter Klier
Fotos von Ludwig Mallaun
lœwenzahn/Studienverlag 2000
ISBN 3-7066-2233-5
Werner Köfler, Emerich Pittl u.w.
Kontaktverlag Fulpmes 1987
Fulpmes im Stubaital - aus der Sicht seiner Gäste
Tourismusverband Fulpmes
Berenkamp 1997
ISBN 3-85093-091-2